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Dieses Olchinger Märchen entstand anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Olchinger Frauentreffs. Es entspricht im Kern wahren Geschehnissen. Leider waren die "braven Menschen" und deren Sympathisanten nicht erschienen, um sich von ihrer Fehleinschätzung zu überzeugen.
Im Schwäbischen, wo ich aufwuchs, gab es einen Spruch mit dem
wir bei Kindergeburtstagen einander zu gratulieren pflegten :
I wensch da dass d'gsond bleibsch ond brav!
Und so wuchs ich dann auf:
Ich gab keine Widerworte, machte mich nicht schmutzig, war höflich,
hilfsbereit und war gut in der Schule.
Später, nachdem ich die pubertäre Ekelhaftigkeit hinter mir hatte, war ich wieder brav: Chefs und Mann hörten kaum Widerworte, ich machte mich nicht nur nicht schmutzig, ich machte auch noch den Dreck von anderen weg, war einfühlsam, rücksichtsvoll, eine gute Mutter und unkomplizierte Freundin.
Im Himmel, weder dem 7. noch einem anderen, befand ich mich trotzdem nicht. Wozu also dann brav sein? Vielleicht geht es auch böse? Aber wie?
Als erstes zog ich von Gröbenzell nach Olching, aber
als "böse" galt das wohl noch nicht. Also las ich in
der Presse alles über Olching, seine Veranstaltungen etc.
Ich ging in den Kirchenchor, besuchte Volkshochschulkurse,
Gemeinderats- und Ausschusssitzungen. Sogar dass ich seit 15 Jahren
in Olching arbeitete und im Rathaus aus und ein ging, schien noch
nicht ausreichend böse zu sein.
Dann kam mir der Zufall zu Hilfe. Ich geriet eines Tages in eine
Veranstaltung, ein sogenanntes "Couchgespräch".
Das Thema habe ich vergessen, nicht aber die freundliche Aufnahme
in diesem Kreis. So ging ich immer wieder mal hin, wenn mich ein
Thema reizte, und fühlte mich immer wohl.
Dennoch beschlich mich langsam ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich in Olching gelegentlich von diesen Abenden erzählte. Konnte es sein, dass bis dahin lächelnde Gesichter mitten im Gespräch maskenhaft erstarrten, mich schräge, nachdenkliche Blicke trafen? Warum immer wieder diese eigenartige Aura, wenn ich unbefangen vom OFT erzählte?
Dann erbarmten sich eines Tages aufklärerische Menschen und es
fiel mir wie Schuppen von den Augen.
Nichtsahnend war ich in die größte Falle Olchings
für brave Mädchen getappt. Und nichts, gar nichts hatte
ich gemerkt! Angelockt von anspruchsvollen Frauenthemen, eingelullt
von modernen Sirenen, zuletzt willenlos gemacht von
Zaubergetränken wie Apfelschorle oder Rotwein, verfiel ich dem
Wahn, jeder Mann sei ein Verbrecher und müsste bekämpft
werden. Spätestens jetzt hätte ich meinen Mann verlassen!
Kein Wunder also, dass es Frauen geben soll die sich nicht ins OFT
trauen (dürfen).
Aber ich war für die brave Frauenwelt verloren, so sehr, dass ich jetzt den anderen bei ihren Machenschaften helfen wollte. Das tue ich nun auch und bin endlich, endlich böse.
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